Die stille Erschöpfung

Von der unsichtbaren Last, die wir mit uns herumschleppen

In einem Austausch mit einer lieben Freundin fiel ein sonderbarer Satz: „Nicht messbar – aber viel Gewicht.“ Wir erzählten uns, was die letzten Wochen passiert war. Es war beruflich ruhig – keine Hektik, keine Überstunden, kein Drama.
Und doch waren wir beide… erschöpft.
So richtig. Körperlich ausgelaugt.
Mein Energielevel? Im Keller.

Ich wunderte mich: Wieso eigentlich? Ich hab doch gar nichts gemacht!
Kein Umzug. Kein Marathon. Keine 17 Zoom-Calls. Nur…
Gedacht.
Und da fiel der Satz –

„Es ist zwar nicht messbar, hat aber unheimlich viel Gewicht.“

Und wir haben uns gefragt: Warum eigentlich?

Die unsichtbaren Kilos im Kopf

Wir leben in einer Welt, in der Dinge zählen müssen, um zu gelten. Kalorien. Schritte. Likes. Umsatz.
Was nicht messbar ist, wird oft nicht ernst genommen.
Aber was ist mit Gedanken?
Was ist mit Sorgen, mit innerem Druck, mit Glaubenssätzen, die uns täglich begleiten wie ein unsichtbarer Rucksack?

Nur weil man sie nicht wiegen kann, heißt das nicht, dass sie leicht sind.

Ein einziger Gedanke wie „Ich muss stark sein“ kann schwerer wiegen als ein Umzugskarton voller Bücher.
Ein stiller Zweifel wie „Bin ich genug?“ kann mehr Energie ziehen als ein ganzer Arbeitstag.
Und ein nie hinterfragter Glaubenssatz wie „Ich darf erst Pause machen, wenn ich etwas geleistet habe“
… naja. Der erklärt, warum so viele von uns auf der Couch liegen – und sich trotzdem nicht ausruhen.

Warum unsichtbare Last oft die schwerste ist?

Weil sie nicht auffällt.
Weil sie still ist.
Weil sie kein lautes Pling macht wie eine E-Mail –
aber ständig im Hintergrund läuft wie eine vergessene App, die den Akku leer zieht.
Und weil wir gelernt haben, Gedanken für selbstverständlich zu halten.

„Ist halt so.“
„Ich denk halt viel.“
„So bin ich eben.“

Aber Gedanken sind nicht neutral.
Sie sind – je nachdem, ob wir ihnen alles glauben – ein liebevoller Rückenwind
oder ein innerer Schleudersitz mit Dauerbeschallung.

Gedanken wiegen. Und sie wirken.

Du kannst fünf Stunden auf der Couch liegen – und trotzdem ausgelaugt sein.
Nicht wegen des Körpers.
Sondern weil dein Kopf in der Zeit drei Krisen durchgespielt, sieben Zukunftsszenarien geplant
und sich einmal durch deine komplette Fehlerliste gearbeitet hat.
Gedanken sind nicht „nur Gedanken“.
Sie erzeugen echte Gefühle. Sie setzen Stresshormone frei.
Sie können deinen Körper anspannen – oder ihn weich werden lassen.
Sie können verbinden – oder trennen.
Ermüden – oder aufatmen lassen.

Was hilft?

Nicht mehr denken? Nein – das wäre auch nur wieder ein Ideal.
Aber: Bewusstheit. Präsenz.
Das Erkennen, dass du nicht deine Gedanken bist.
Und dass Gedanken zwar kraftvoll sein können –
aber nur, wenn du sie für wahr hältst.

Leichtigkeit ist nicht die Abwesenheit von Gedanken.

Sie beginnt dort, wo du aufhörst, ihnen blind zu glauben.
Die größte Last ist oft nicht das, was wir tun – sondern das, was wir über uns denken.
Nicht das Leben selbst – sondern der Film, den wir dazu im Kopf abspielen.

Manchmal ist das befreiendste „Ich bin müde“ gar nicht das körperliche – sondern das leise, ehrliche Eingeständnis:

„Ich denke zu viel – und glaub mir zu oft.“

Wenn du das kennst – das Gefühl, viel zu tragen ohne sichtbaren Grund – dann bist du nicht allein.
Und du musst diesen Rucksack nicht ewig selbst schleppen. In meinem Coaching geht es nicht darum, dich zu optimieren.

Sondern darum, bewusst zu erkennen, wo du dich selbst schwer machst – und wie du wieder weich werden darfst.

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