Ich mag keine Konflikte

Es gibt so Zeiten, da knirscht es. Ich habe gerade so eine Zeit hinter mir. Aus dem Nichts heraus entstanden Konflikte. Und in unterschiedlicher Weise haben sie mich betroffen:

Als Teil einer Gruppe, in der Unstimmigkeiten aufkamen. 
Als Außenstehende, die nur „Zuschauerin“ war.
Als Unzufriedene mit einem Vertragsverhältnis.

Und das gerade jetzt und so gebündelt. Spannend, da mein Partner und ich uns mit der Frage auseinander setzen, wie es wäre, in einer größeren, engeren Gemeinschaft zu leben. Nicht im Sinne einer Kommune, sondern als Miteinander mit gleichen Interessen und Projekte, die wir gemeinsam angehen.
Da passt das Thema Konflikte ja richtig gut, denn das ist tatsächlich meine größte Befürchtung zum Thema Zusammenleben. Was tun, wenn es in einer Gruppe Unstimmigkeiten gibt oder  wenn es mal so richtig kracht.

Gehst du konstruktiv mit Konflikten um?

Ich zum Beispiel habe einen ausgeprägten Fluchtreflex. Ich weiß, nicht sehr konstruktiv, mit einem Ausweichen Konflikten aus dem Weg zu gehen. Und nein, Konflikte sind nicht mein Lieblingsthema. Mit Konflikten umgehen mag ich überhaupt nicht. Vermutlich, weil ich keine Streitkultur kenne – ist als Einzelkind ja auch nicht ganz einfach.

Wenn wir wollen, können wir in allem einen Konflikt finden, oder?

Ein einfaches Missverständnis:  …vielleicht nicht richtig hingehört.

Unterschiedliche Meinungen: …die Spülmaschine gehört aber so eingeräumt.

Wertekonflikt: …mir ist ein Bewußtsein für die Umwelt  wichtig, daher Augen auf beim Einkaufen bitteschön.

Rollenkonflikt: …der Besuch bei meiner Familie ist mir wichtiger, als…

Und noch einiges mehr…. Das kennst du bestimmt auch.

Und die Lösung – auch klar?

Kommuniziere klar, höre zu und vor allem: Trenne Beziehungs- und Sachebene.

In all den Beispielen der letzten Zeit kann ich sehen, dass das alles hilfreich gewesen wäre. Betonung auf wäre. Aber es klappt halt nicht mit der Trennung von Beziehungs- und Sachebene.

Die Knöpfe sind gedrückt, der Trigger ist angekratzt und schon geht es los. Unser Gehirn ist schneller, als uns lieb ist. Verbal nach außen. Wie schnell ist was gesagt, dass ich doch nicht wirklich so meine. Aber zu spät.

Und selbst wenn der Verbalaustausch ausbleibt, innerlich läuft das System auf Hochtouren. Selbst als Zuschauerin kocht es über.

Was ich jetzt genau sehen kann:

Es gibt immer einen persönlichen Schmerz hinter dem Konflikt.

Bei allen Beteiligten und auch als Zuschauer. Und ein persönlicher Schmerz ist halt keine Sachebene. Da verschwimmen die Grenzen, da wird es schwierig, den Kopf oben zu halten auf der Sachebene.

Aber genau da liegt die Lösung: Diesen Schmerz auszubuddeln und anzuschauen. Dann kann ich zurückkehren zur Sachebene, mit einem neuen Blickwinkel. Und dazu braucht es Mut. Der wirkliche Schmerz liegt tiefer. Es reicht nicht, sich die üblichen Glaubenssätze aus der Kindheit aufzuzählen. Und diese mit positiven Gegensätzen zu überschreiben versuchen (klappt meist nicht).

Es geht hier um viel mehr: um echte Akzeptanz.

Keine oberflächliche Akzeptanz nach dem Motto: wird schon… Echte, ehrliche Akzeptanz braucht Abstand, um bei sich tiefer forschen zu können. Dazu braucht es Ruhe im eigenen System, um wieder klarer zu sehen. Es geht um eine Neutralität, eine Beobachterposition, die ich mir gegenüber einnehme. Nicht ganz einfach, aber wenn es gelingt, dann öffnen sich neue Perspektiven.

Was mich sehr freut ist, dass es in der Gruppe, in der es gerade geknistert und gekracht hat, genau das erkannt wurde. Wir haben uns getroffen und einen Weg gefunden, gemeinsam bei allen Beteiligten hinschauen: welche Wunde gibt es in jedem von uns, die gesehen werden will. Ein sehr spannenden Prozess mit einem tollen Ergebnis. Wir werden gemeinsam weiter gehen. Mit einer klaren Ausrichtung und ausgesprochenen und aufgeschriebenen Werteverständnis.

Ist das nicht hoffnungsvoll? Damit wir in Zukunft Konfliktfallen früher erkennen können.
Und wenn wir mal drinnen sind, leichter wieder rauskommen. Dann wird es wohl besser mit der „Sachebene“ klappen!

Hast du auch schon festgestellt, wie du mit Konflikten umgehst?

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