Konflikte klären: Der Unterschied zwischen Beziehung und Sache

In letzter Zeit brodelte es um mich herum. Plötzlich entstanden Konflikte – aus dem Nichts. Und in unterschiedlicher Weise haben sie mich betroffen:

  • Als Teil einer Gruppe, in der Unstimmigkeiten aufkamen.
  • Als Außenstehende, die nur als „Zuschauerin“ dabei war.
  • Als Unzufriedene mit einem Vertragsverhältnis.

Und das alles gebündelt in kurzer Zeit. Spannend, denn mein Partner und ich beschäftigen uns gerade mit der Frage, wie es wäre, in einer größeren, engeren Gemeinschaft zu leben. Nicht im Sinne einer Kommune, sondern als Miteinander mit gemeinsamen Interessen und Projekten.
Da passt das Thema Konflikte ja geradezu perfekt – schließlich ist genau das meine größte Befürchtung beim Thema Zusammenleben. Was tun, wenn es in einer Gruppe Unstimmigkeiten gibt oder wenn es mal so richtig kracht? Wie kann man konstruktiv mit Konflikten umgehen? Ich neige dazu, Konflikten aus dem Weg zu gehen – ein ausgeprägter Fluchtreflex. Aber ist das immer die beste Lösung?

Konflikte – überall und jederzeit?

Oft scheint es, als könnten wir in allem einen Konflikt finden, wenn wir nur wollen. Ein paar Beispiele:

  • Ein einfaches Missverständnis: Vielleicht nicht richtig hingehört.
  • Unterschiedliche Meinungen: Die Spülmaschine gehört aber so eingeräumt!
  • Wertekonflikte: Mir ist ein Bewusstsein für die Umwelt wichtig – bitte Augen auf beim Einkaufen!
  • Rollenkonflikte: Der Besuch bei meiner Familie ist mir wichtiger als…

Kommt dir das bekannt vor? Konflikte lauern überall – doch wie gehen wir mit ihnen um?

Die Lösung – eigentlich ganz klar!

Kommuniziere klar, höre zu und – ganz wichtig – trenne die Beziehungs- von der Sachebene.

Wenn ich mir meine Konflikte der letzten Zeit anschaue, erkenne ich, dass genau das geholfen hätte. Betonung auf hätte. Denn oft klappt es eben nicht mit der Trennung zwischen Beziehung und Sache. Die Knöpfe werden gedrückt, der Trigger ist aktiviert – und schon geht es los. Unser Gehirn reagiert schneller, als uns lieb ist. Worte sind ausgesprochen, bevor wir es bewusst steuern können. Und selbst wenn es verbal nicht eskaliert, brodelt es innerlich weiter.

Der wahre Kern von Konflikten

Was ich mittlerweile klar sehe: Hinter jedem Konflikt steckt ein persönlicher Schmerz.

Das gilt für alle Beteiligten – und selbst für Außenstehende. Doch ein persönlicher Schmerz ist keine bloße Sachebene. Ihn ans Licht zu holen und anzuschauen, braucht Mut. Er sitzt tief und ist oft eng mit den Glaubenssätzen unserer Kindheit verknüpft.

Versuchen wir, diese alten Muster mit positiven Gegensätzen zu überschreiben? Manchmal. Aber oft funktioniert das nicht wirklich.

Es geht um viel mehr: Akzeptanz.

Dazu braucht es Abstand, um tiefer zu forschen. Ruhe im eigenen System. Die Fähigkeit, sich selbst mit einer gewissen Neutralität zu betrachten.

Was mich besonders freut: In der Gruppe, in der es zuletzt geknistert und gekracht hat, wurde genau das erkannt. Deshalb treffen wir uns am Monatsende noch einmal – diesmal mit dem Ziel, genau hinzusehen. Wo gibt es in jedem von uns eine Wunde, die gesehen werden will?

Ist das nicht hoffnungsvoll? Wir wollen üben, Konfliktauslöser in uns selbst zu identifizieren. Damit wir sie in Zukunft besser erkennen – und wenn wir doch mal in die Falle tappen, schneller wieder herausfinden.

Dann klappt es vielleicht auch besser mit der „Sachebene“.

Und du? Hast du für dich schon herausgefunden, wie du mit Konflikten umgehst?

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