Letztlich hat mich ein Gespräch nachdenklich gestimmt. Es ging darum, unsere wahre Größe nicht zu leben – und wie schade das eigentlich ist.
Aber was bedeutet „wahre Größe“ eigentlich? Und noch wichtiger: Ist das Bild, das wir davon haben, überhaupt unser eigenes?
Als Kind habe ich Eiskunstlaufen als Sport betrieben – nicht auf höchstem Leistungsniveau, dazu habe ich viel zu spät angefangen. Doch natürlich hatte ich sofort Vorbilder, die mich antrieben. Fast täglich stand ich auf dem kalten Eis, ohne Halle, oft ohne Trainer, der ohnehin nur einmal die Woche kam. Mein Talent wurde mir immer wieder bestätigt, doch der „große Erfolg“ blieb aus. War ich also in meiner „wahren Größe“? Oder hätte mehr möglich sein müssen?
Ganz ähnlich erging es mir in meiner langjährigen Selbständigkeit. Viele Menschen sagten mir, dass ich nun in meine wahre Größe komme. Aber oft habe ich an mir gezweifelt, weil ich meine eigenen Erfolge nicht als Erfolge anerkennen konnte. Ich hatte ein Bild davon im Kopf, was wahre Größe sein soll – und ich entsprach diesem Bild nicht.
Und genau hier liegt der entscheidende Punkt:
Wer bestimmt eigentlich, was wahre Größe ist? Gibt es dafür eine universelle Schablone, eine Messlatte, eine Form? Oder ist es vielmehr so, dass wir uns ein Bild erschaffen haben, das uns begrenzt, anstatt uns zu ermutigen?
Das berühmte Zitat von Marianne Williamson beginnt mit den Worten: „Unsere tiefste Angst ist nicht, ungenügend zu sein. Unsere tiefste Angst ist, dass wir über alle Maßen kraftvoll sind…“ Es fordert uns auf, in unsere eigene Kraft zu gehen. Doch genau das wird schwierig, wenn wir versuchen, eine Vorstellung zu erfüllen, die vielleicht gar nicht unsere eigene ist.
Wie sieht das Bild der wahren Größe in deinem Kopf aus?
Ist es geprägt von gesellschaftlichen Erwartungen, von Vergleichen mit anderen oder von alten Überzeugungen? Woran misst du deinen Wert? Und was, wenn wahre Größe gar nicht darin liegt, ein bestimmtes Bild zu erfüllen, sondern einfach darin, authentisch zu leben?
Vielleicht ist es viel einfacher, als wir denken.
Vielleicht reicht es, dass wir leben. Dass wir die Freiheit haben, unser Leben zu gestalten – jenseits von vorgegebenen Bildern und Maßstäben.