Ich war wieder zu Besuch bei meinen Eltern in Österreich. Jeden Tag lief ich vom Hotel zu ihrer Wohnung und abends wieder zurück. Dabei begegnete mir ein altes Gefühl aus meiner Kindheit, das mich zum Schmunzeln brachte.
Der Weg war eine lange, gerade Straße, etwa 800 Meter ohne Biegung oder Abzweigung. Und plötzlich erinnerte ich mich: Das war der erste Abschnitt meines Schulweges – und ich habe ihn gehasst! Tag für Tag, Sommer wie Winter, mit schwerer Schultasche und manchmal auch mit der Sport- oder Maltasche.
Immer wieder dachte ich damals: Es nimmt kein Ende! Ich will sofort am Ziel sein.
Und nun, viele Jahre später, stand ich wieder vor dieser Straße – und spürte denselben Widerwillen. Doch diesmal erkannte ich, was es wirklich war: Ungeduld.
Ungeduld begleitet uns täglich
Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut.
- Ich öffne meinen E-Mail-Account und wünschte, alle Nachrichten wären schon beantwortet.
- Ich schaue auf meine To-Do-Liste und möchte, dass sie sofort schrumpft.
- Ich fange an zu kochen und will am liebsten sofort essen.
- Ich putze und wünschte, es wäre schon erledigt.
Kennst du das auch? Wann begegnet dir dieses Gefühl? Und was tust du dagegen?
Was wir als Kinder instinktiv wussten
Als Kind habe ich dieses Gefühl nicht analysiert – ich bin einfach Schritt für Schritt gegangen. Mal zog sich der Weg, mal war ich in Gedanken versunken und plötzlich am Ziel.
Warum also kämpfen wir als Erwachsene so sehr gegen unsere Gedanken und Gefühle? Warum verschwenden wir Energie darauf, sie zu unterdrücken oder loszuwerden?
Die Energie der Ungeduld verpufft – von ganz alleine
Genau wie damals als Kind habe ich auch diesmal gemerkt: Wenn ich einfach weitergehe, vergeht die Ungeduld von selbst. Sie löst sich auf, sobald ich am Ziel bin – ganz ohne Kampf.
Es liegt an mir, wie ich den Weg erlebe…
…ob ich fröhlich, nachdenklich, wütend oder widerwillig bin – das ändert nichts daran, dass ich den Weg gehen muss. Also kann ich es mir doch angenehm machen. Einfach Schritt für Schritt weitergehen, ohne mich in meinen Gedanken zu verlieren.
Und das gilt überall:
- Ob es ein langer Fußweg ist,
- das Abarbeiten von To-Dos,
- oder das Beantworten einer Mail nach der anderen.
Es darf leicht sein – Schritt für Schritt
Wenn du also das nächste Mal Ungeduld spürst, erinnere dich: Es geht nicht darum, sofort am Ziel zu sein.
Sondern darum, wie du den Weg dorthin erlebst.