Wie kann ich mein Gedankenkarussell stoppen?

Und wie wäre es, wenn du erst gar nicht mitfahren musst?

Vielleicht sitzt du gerade da und denkst: „Wie kriege ich endlich Ruhe in meinen Kopf? Dieses ständige Grübeln, Drehen, Denken – es macht mich wahnsinnig!“ Verständlich. Doch – und jetzt kommt’s – genau dieser Wunsch, das Gedankenkarussell stoppen zu wollen, ist oft nur… das nächste Karussell.
„Wie schaffe ich das? Was kann ich tun? Warum klappt das bei mir nicht? Andere schaffen das doch auch…“
Also, nicht mitfahren klingt provokant? Ist auch so gemeint.
Aber nicht, um dich zu verunsichern. Sondern um dir einen neuen, frischen Blickwinkel zu schenken.

Warum wollen wir das Karussell stoppen?

Wir Menschen denken täglich zwischen 60.000 und 80.000 Gedanken. Das ist – Hand aufs Herz – ganz schön viel Luft für wilde Achterbahnfahrten, Loopings, Geisterbahnen und eben: Karussells.

Doch Moment mal. Wir wollen nicht jedes Karussell stoppen, oder? Die mit den hübschen weißen Pferdchen, die nach Zuckerwatte riechen – Kreativität, Flow, spannende Gespräche, verliebtes Herzklopfen – die dürfen gerne weiterfahren.
Was wir eigentlich „anhalten“ wollen, ist nur das dunkle Karussell gleich neben der Geisterbahn. Das mit den flackernden Lichtern, der schaurigen Musik und dem beklemmenden Gefühl in der Magengrube.

Das ist… nicht fair. Nicht fair gegenüber dem Teil zwischen unseren Ohren, unserem Gehirn, das nichts anderes tut als das, was es evolutionär gelernt hat: uns zu beschützen. Sondern in den Tiefen unseres Kopfes. Gedankenkarussell deluxe – aber die Fahrkarte wollten wir gar nicht!

Mein Aha-Moment: Alles sind Gedanken.

Wirklich alles. Ob sie mir gefallen oder nicht. Das war meine größte Erkenntnis – und die hat für mich alles verändert.
Es war, als hätte jemand das Licht in einem Raum angeschaltet, in dem ich jahrelang im Halbdunkel herumgetappt bin.
Der erste Schritt zur Ruhe in meinem Kopf war kein Kampf, kein „Beseitigen“ der Gedanken – sondern schlicht die Akzeptanz, dass Gedanken einfach sind.

Unser Gehirn – ein kleines Genie mit großem Output

Dieses Ding da oben ist ein wahres Wunderwerk. Nur 3 % Unterschied trennen uns genetisch von unseren affigen Verwandten – und doch kreieren wir mit diesem Organ Opern, Quantenphysik, Steuererklärungen (okay, nicht alle davon freiwillig) und Liebesbriefe. Es sichert unser Überleben. Es verarbeitet Millionen Eindrücke. Es schützt.

Doch in einer Welt voller Reize, Erwartungen und innerer Antreiber geraten wir schnell in die Schleife:
Erleben – Reagieren – Denken – Fühlen – Wieder denken.
Und zack – sitzen wir im Karussell. Fest angeschnallt, versteht sich.

Gedanken und Gefühle – ein unschlagbares Duo

Jeder Gedanke ist mit einem Gefühl verknüpft. Und manche dieser Gefühle fühlen sich eben nicht so gut an.
Dann wird aus dem Karussell eine Geisterbahn, und plötzlich ist da kein Spaß mehr, sondern Schwindel, Angst, Ohnmacht.

Ich kenne das gut. Ich weiß, wie es ist, funktionieren zu müssen – als, Partnerin, Coach, Mensch – und innerlich das Gefühl zu haben, nicht mal einen klaren Gedanken zu fassen. Und doch: Ich bin da durchgegangen.

Und heute ist es nicht mehr anstrengend für mich. Nicht, weil ich „stark“ bin, sondern weil ich etwas erkannt habe:
Gedanken sind Energie. Sie kommen – und sie gehen.
Wie Wolken. Wie Wetter. Wie Musik im Radio: Mal nervt sie, mal liebt man sie. Aber du bist nicht der Sender. Du bist nur der Zuhörer.

Die Lücke finden – einsteigen oder aussteigen

Seit dieser Erkenntnis ist in mir so etwas wie Neutralität eingekehrt.
Ich muss nicht jeden Gedanken glauben. Ich muss nicht auf jede Fahrt aufspringen.
Ich kann beobachten.
Ich kann innehalten.
Ich kann die Lücke finden, in der etwas anderes möglich ist.
Das ist kein mentaler Trick, keine Technik. Es ist eine Einladung, innerlich still zu werden und neugierig zu lauschen:
Was wäre, wenn ich nicht reagieren müsste?
Was wäre, wenn der Gedanke einfach weiterzieht? 

„If the only thing people learned was not to be afraid of their experience, that alone would change the world.“
„Wenn Menschen nur eines lernen würden – keine Angst mehr vor ihrer Erfahrung zu haben –
dann würde das allein die Welt verändern.“
Sydney Banks

Und Jack Pransky sagte:
„Wir Menschen sind nichts als Frieden, Liebe und Weisheit – und die Macht, die Illusion zu erschaffen, wir seien das nicht.
Und das ist keine kitschige Floskel.
Es ist die Erinnerung an unser wahres Wesen hinter all dem Denken: Klarheit. Leichtigkeit. Freude.
Nicht weil immer alles schön ist, sondern weil in uns etwas ist, das unberührt bleibt – egal, wie wild das Karussell sich gerade dreht.

Du bist nicht deine Gedanken. Du bist der Raum, in dem sie auftauchen.

Du musst nichts „tun“, um das Gedankenkarussell zu stoppen.
Es reicht, es zu erkennen.
Und plötzlich – ganz von selbst – verlangsamt sich die Fahrt.
Vielleicht bleibst du sogar stehen.
Vielleicht steigst du aus.
Vielleicht hilft dir eine Methode, eine Intervention, ein Tool.

Oder du bleibst sitzen, aber mit einem Lächeln – weil du weißt: Es ist nur ein Gedanke.

Wenn du magst, begleite ich dich gerne dabei, diesen Raum in dir (wieder) zu entdecken.
Nicht mit Lösungen, sondern mit einem gemeinsamen Schauen.

Denn manchmal reicht eine kleine Erkenntnis – und der ganze Jahrmarkt wird still.

Die Idee zu diesem Blogartikel entstand durch den Aufruf zur Blogparade von Pia Hübinger – vielen Dank für deine Initiative zu diesem wichtigen Thema.

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