Arbeiten, wenn was dran ist…

Ich brauche den Kick der letzten Minute…
Ohne Druck bin ich nicht produktiv…
Ich bin MeisterIn in Prokrastination…

Kennst du noch mehr von diesen Sätzen, die dir erklären, wie du produktive Ergebnisse erzielst?

Ich kenn sie alle. Dabei wirke ich nach außen so wahnsinnig organisiert. Den Spruch: also wenn nicht du, wer soll dann alles im Griff haben, kenne ich. Klar, es ist mein Beruf, meine Berufung und es macht mir Spaß, über Themen der Organisation und Struktur zu forschen, auszuprobieren, zu vermitteln.

Nur: Ist es das, was mich in meiner Aufgabenwelt wirklich weiterbringt?

Ja und Nein.

Das Ja, weil es schon was mit Disziplin zu tun hat, wobei ich es nicht als Disziplin nennen möchte.

Und Nein, weil es ziemlich hinderlich sein, zu sehr einem Schema F zu folgen.

Starten wir mit Disziplin.

Klar hat es was, wenn ich Ausdauer habe, mich nicht ablenken lasse, etwas „durchziehe“.  Aber wie sieht es in Wirklichkeit aus:
Die To-Do-Liste ist lang, die Zeit dafür knapp bemessen. Also dranhalten. Wenn es nicht reicht, packe ich halt noch mehr Stunden dazu. Auch wenn ich das eigentlich nicht möchte.

Oder – ran an die einzelnen Aufgaben. Mit hoher Konzentration wird das schon. Aber was, wenn die Energie nicht stimmt. Wenn ich schlecht geschlafen habe, der Kopf sich wie Watte anfühlt. Wenn ich all meine Energie dafür brauche, im Webinar präsent zu sein, in der Besprechung meine Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten. Und dann noch ran an die restlichen To-Do’s? Vielleicht sogar an die, die ich nicht so sehr mag?

In diesen Situationen wird Disziplin zur Tortour, zur Anstrengung, zur Fahrkarte in die Frustrationszone.

Wie vermeide ich diese Situationen?

Es startet meiner Erfahrung nach bereits bei der Erstellung der To-Do-Liste. Und sogar noch ein Stück davor.
Ich muss wissen, was meine Hauptaufgabe ist. Entweder vorgegeben durch die Arbeitsplatzbeschreibung, durch den Arbeitsauftrag oder im eigenen Unternehmen durch mein Angebot.

Die Frage in all diesen Situationen ist: Was ist mein Beitrag, der Nutzen bringt.

Zum Beispiel: Wo kann das Ergebnis zum Erfolg des Unternehmens beisteuern? Wo kann ich meine Kompetenzen gut einsetzen? Was ist der Beitrag, der dabei hilft, etwas im Leben einer anderen Person hinzuzufügen oder etwas wegzunehmen –  also Erleichterung bringt?

Unter diesem Aspekt lohnt es sich, genau hinzuschauen, was auf der To-Do-Liste steht:

Ein

– sollte ich mal, sonst wird das nie was…

– muss ich noch, macht ja sonst keiner…

– wäre sinnvoll, aber eigentlich sind andere darin kompetenter…

– machen auch andere so, dann wird es schon stimmen…

– die siebenunddreißigste Idee, die ich doch nicht umsetze…

– die Kopie einer Idee von anderen, weil es sich gut anhört…

– wenn ich das nicht mache, wer weiß was dann schlimmes passiert…?

hilft nicht wirklich, oder?

Klar ist, alles ausmisten, nicht mehr machen oder delegieren wird nicht möglich sein. Es könnte aber Luft verschaffen, es könnte Druck weg zu nehmen. Es lohnt sich bestimmt, mal mit diesem Blickwinkel darauf zu schauen. Es könnte mehr Leichtigkeit für dich drinnen sein.

Eine wichtige Tatsache möchte ich noch dazu teilen:

Nicht die To-Do-Liste macht Stress – es sind meine Gedanken darüber.

Hast du das schon bemerkt? Wie viele Schleifen du drehst?  Wie viele Szenarien sich in deinem Kopf abspielen – gerade bei Aufgaben, die du nicht magst, die aber dazugehören?
Ich meine damit weniger die Fragen, dich vorhin aufgeschrieben habe. Ich meine damit das Kopfkino, dass wir uns rund um die realen Umgebungsbedingungen machen, an denen wir doch nicht vorbeikommen.

Ein Beispiel:

Hunger hab ich, aber keine Lust zu kochen.
Kopfkino:  Warum bleibt das immer an mir hängen? Ich kann doch gar nicht kochen. Ich habe keine Ideen dazu. Und Einkaufen, immer der Stress im Supermarkt….

Oder:

Aufräumen mag ich nicht, aber eine stilvolle Umgebung tut mir gut.
Kopfkino: Immer die gleichen Tätigkeiten, fängste hier an, ist es dort schon wieder unordentlich. Außerdem sieht das ja sowieso keiner, was für eine Arbeit dahinter steckt, alle wollen es nur schön haben…

Oder:

Buchhaltung ist nicht meine Lieblingsaufgabe, aber keine Steuern zu bezahlen ist auf lange Sicht keine gute Idee.
Kopfkino: Warum ist das hier nur so kompliziert. Auswandern sollte man, in anderen Ländern ist es bestimmt einfacher…

Und damit wird es anstrengender, als es sein müsste, oder?

Arbeiten, wenn was dran ist bedeutet für mich

…eine Balance zwischen – Folge ausschließlich der Freude – und Stell dich nicht so an, muss halt sein –

Die erreiche ich, je mehr ich in meiner Ruhe bleibe, in meiner Akzeptanz dessen, was gerade ist.

Umso mehr finde ich meine Kreativität. Nicht im Sinne von Kunst, sondern im Sinne von kreativem und liebevollem Umgang mit mir selbst.

Und das macht mich produktiv.

Kannst du dich in diesen Beschreibungen wiederfinden? Womit machst du es dir selbst schwerer als es sein müsste: Schreib mir gerne deine Erfahrungen dazu: mail@christabeckers.de

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