Ich hatte dieses Jahr eine Situation in meinem Leben, die etwas herausfordernd war. Sowas wie eine kleine Pechsträhne… Früher wäre das ein großes Drama gewesen, heute gehe ich anders damit um.
Vor einiger Zeit passierte es. Mein Auto ruckelte, es ging aus. Ich startete neu, es beschleunigte kaum wenn ich Gas gab und es gab diverse Fehlermeldungen. Wunderbar, ausgerechnet 120 km von Zuhause entfernt und Sonntags.
Es war der letzte Tag eines Seminars, dass ich als Co-Trainerin betreute und das erforderte meine komplette Präsenz. Im Hinterkopf trotzdem die Fragen: Wie komme ich nach Hause? Auto stehen lassen? Abschleppen lassen – natürlich keine ADAC-Mitgliedschaft? Was ist die beste Lösung?
An diesem Tag durfte ich bereits üben, mein Gedankenkarussell auf niedrigem Level zu halten.
Zuhause angekommen mit dem kaputten Auto (mit max. 60 km/h – war auch nicht lustig) gab es zwei Tage später eine Entscheidung zu treffen: Viel Geld reinstecken für eine Reparatur – mehr als den Wert des Autos – oder verkaufen. Eindeutig die bessere Entscheidung.
Also, eine fahrbare Alternative musste her. Bis das da ist dauert es halt. Und damit startete ein neues Gedankenkarussell: Ich finde es unangenehm, abhängig von anderen zu sein. Auch wenn es der Partner und sein Fahrzeug ist. Ich weiß, es gibt Schlimmeres, aber es fühlte sich halt so für mich an. Es zog sich fast zwei Wochen hin, bis sich von unerwarteter Seite eine Lösung zeigte.
Aber damit nicht genug. Mein PC hat einen Audiofehler, auch nach Stunden von Versuchen und Telefonaten mit meinem IT-Engel gab es keine Lösung. Auch nicht lustig bei einem Onlinebusiness. Und außerdem ist mein Brillengestell gebrochen, einfach so.
Ich fühlte mich eingeengt in diesen Wochen. Ich war nicht mobil und viele Dinge wie einkaufen, mit den Hunden wegfahren, meine Brille zur Reparatur bringen, Freunde besuchen, etc. war nicht drin oder nur mit großem Aufwand.
Das Gute daran war, dass ich genügend Gelegenheit hatte, mich selbst zu beobachten.
Wie agiere und reagiere ich in diesen Situationen? Und von woher kommen Lösungen?
Beobachtung 1 – mein Gefühlszustand
Gelassen konnte ich mich nicht wahrnehmen. Ich drehte innerlich hoch. Mein Nervensystem war wie in Alarmbereitschaft. Damit verbunden eine schnellere Sprache, hektische Bewegungen, schnellerer Gang. Oder auf der anderen Seite Lähmung, ideenlos bis hin zu Hoffnungslosigkeit. Klar, auch ein wenig Humor, über mich lachen können – aber nur manchmal.
Beobachtung 2 – mein Körper
Alle meine Baustellen schmerzten. Lange sitzen war nicht drin, meine Gelenke an der rechten Hand meldeten sich wieder und noch so ein paar Kleinigkeiten. Und ein Mix aus Müdigkeit und überschießender Energie.
Beobachtung 3 – meine Gedanken
Ein minikleiner Auszug: Warum passiert das immer mir…, was soll es mir sagen, bin ich auf dem falschen Weg…, immer muss ich um alles kämpfen…, schon wieder kann ich von vorne anfangen…, kein Wunder, bei meiner Kindheit…, o.k. Herausforderungen liebe ich…; es ist doch noch immer alles gut gegangen…, ist doch klar, selbst mit meinen Hunden kann ich nicht richtig umgehen (Sogar meine Ausbildung zur Hundecoach habe ich in Frage gestellt, weil auch da es nicht so klappt, wie ich es mir vorstelle.)
Wie schwer und tief die Verzweiflung sein kann, obwohl die Situation absolut nicht schwerwiegend ist, oder? Das Drama im Kopf läuft, wird aufgehalten und fängt wieder an, sich auszubreiten.
Aber: Was ist jetzt so anders, wie früher? Warum ist es jetzt für mich trotzdem so viel leichter, mit solchen Situationen umzugehen?
Ich weiß heute, dass ich nichts mit meinem Gedankenkarussell tun muss.
Ich brauche kein positives Mindset, keine stundenlange Meditation, keine Chipstüten zur Ablenkung (obwohl, eine war dabei).
Alles was ich brauche, ist meine Bereitschaft zur Beobachtung.
Ich beobachte mich und dadurch bemerke ich den Augenblick, wann es notwendig ist, in Aktion zu treten. Ich weiß dadurch, wann es Zeit ist, eine Entscheidung zu treffen. Dabei brauche ich nicht erst aus meiner Verzweiflung rausgekommen sein, um zu spüren, was jetzt dran ist.
Nichts tun bedeutet nicht, dass ich nur in der Ecke rumsitze und abwarte.
Es bedeutet nur, dass ich offen, neugierig und bereit bin,
den richtigen Augenblick für das nächste Tun zu bemerken.
Und das gibt mir Leichtigkeit, das gibt mir Vertrauen. Das kann ich in den kurzen Haltestellen des Gedankenkarussells wahrnehmen. Und das gelingt mir immer mehr, immer besser.
Wie ist es ausgegangen?
Mein hochgefahrenes Nervensystem habe ich (und mein Partner) ausgehalten. Die Schmerzen legen sich wieder, ich konnte einmal zu meinem Masseur nach Münster fahren, das hat mir gut getan. Es gibt einen Termin mit dem Techniker für meinen PC, auch wenn ich nicht dabei sein kann. Und ich war in Österreich, mein neues Auto abholen. Ein Geschenk meines Vaters (das anzunehmen war ein ganz besonderes Gedankenkarussell). Und meine Brille wurde in Österreich beim Optiker repariert.
Ich bin gespannt, was du aus meiner aktuellen Geschichte für dich mitnehmen kannst. Schreib mir gerne deine Erfahrungen.